Besuch im Cipactli

18 Apr

Cipactli ist aus der Sprache der Azteken (Nahuatl) entnommen und heisst “Krokodil“ und von denen gibt es in der nähren und weiteren Umgebung Puerto Vallartas sehr viele, und ein paar wenige befinden sich im Cipactli des Centro Universitario de la Costa (CUC), einem Ableger der Universität von Guadalajara bei Ixtapa, einem der Vororte von Puerto Vallarta.

Krokodile gab es früher sehr viele in Mexiko, dann boomte das Geschäft mit Krokodilleder und diese Verwandten der Dinosauriere waren vom Aussterben bedroht – bis man auf die Idee kam, Krokodilfarmen zu errichten.

Kuschelnde Krokodile - Foto: Bernhard Matejka

Kuschelnde Krokodile - Foto: Bernhard Matejka

Das Cipactli ist so was ähnliches, aber die Tiere werden nicht vermarktet, sondern freigesetzt, wenn sie etwa einen Meter gross sind (es sind Flusskrokodile und damit eine der grössten Arten, die bis zu sechs Meter lang werden können, wenn sie ihr Höchstalter von ca. sechzig Jahren erreicht haben – der Wachstumsprozess setzt sich über das ganze Leben fort).

In einem der Mangrovengebiete unmittelbar bei Vallarta leben etwa 150 Exemplare, aber es gibt auch Gebiete, wo die Population sehr gering ist und wo man die Bestände erhöht mit denen, die im Cipactli aufgezogen wurden.

Die Reptilien leben von Fisch, Fleisch oder Geflügel, wobei sie auch in freier Wildbahn nur etwa einmal wöchentlich auf Beutefang gehen. Die Beute wird unzerkaut verschlungen, die äusserst spitzen Zähne, die ständig nachwachsen, dienen nur zum Zubeissen und Festhalten.

Die erwachsenen Exemplare in der Uni sind drei bzw. dreieinhalb Meter gross, das weibliche Krokodil legt etwa dreissig bis fünfunddreissig Eier in eine Mulde, die mit Laub abgedeckt wird und durch Gärprozesse etwa 30º – 34º Wärme entwickelt, bei 30º entwicklen sich weibliche Embryos, bei höheren Temperaturen männliche. Die Eier (etwa 12 cm lang und 8 cm dick) werden von der Mutter gegen Fressfeinde geschützt bis die Jungen schlüpfen, wobei die Brutzeit auch wieder von der Temperatur abhängig ist.

Das Cipactli beherbergt eine ganze Reihe kleiner und kleinster Krodile (vgl. auch https://www.redbubble.com/people/8paco8 ), die unter einer wärmenden Lampe bewegungslos aneinander gekuschelt liegen, abgesondert von den ausgewachsenen Krokodilen, da Krokodilsväter sich auch schon mal am eigenen Nachwuchs gütlich tun…

Krokodil Nachwuchs - Foto: Bernhard Matejka

Krokodil Nachwuchs - Foto: Bernhard Matejka

Die ausgewachsenen Krodile befinden sich meist unter Wasser, nur die Augen und Nasenlöcher gucken heraus – es sei denn sie beschliessen, sich in der Sonne aufzuwärmen. Das grösste Krokodil im Cipactli heisst übrigens Goliath und hört tatsächlich auf seinen sehr passenden Namen, den es erhielt, als es auf der Strasse eingefangen wurde, auf die es sich als bis dahin frei lebendes Exemplar  verirrt hatte…..

So kann es auch passieren, dass man in einem der Golfclubs, der unmittelbar an Mangrovengebiet grenzt, sich plötzlich einem Krokodil gegenüber sieht, das sich zu einem Spaziergang entschlossen hat….

Blindes Krokodil Charly - Foto: Bernhard Matejka

Blindes Krokodil Charly - Foto: Bernhard Matejka

Im Cipactli (es birgt übrigens auch Sumpfschildkröten und Leguane) hat auch ein Krokdil seine Heimat gefunden, das ohne Augen geschlüpft ist und in freier Wildbahn nicht überleben könnte. Den genetischen Defekt führen die Biologen darauf zurück, dass das Ei längere Zeit möglicherweise einer falschen Temperatur ausgesetzt war.

Das Cipactli dient natürlich vor allem auch wissenschaftlichen Untersuchungen und Langzeitbeobachtungen, die sich u.a. in den Arbeiten der Studenten niederschlagen.

Einer von ihnen, Pedro Luis Yebra, hat uns durch die Anlage des Cipactlis geführt und uns die entsprechenden Erläuterungen gegeben, er betreut das Ganze. Ihm sei hiermit ganz herzlich gedankt !