Maya-Kalender

26 Okt

Vor weit mehr als zweitausend Jahren entwickelte das Volk oder besser gesagt die Priester der Olmeken die Anfänge eines sehr genauen Kalenders, der dann von den Maya übernommen und weiter entwickelt wurde. Der Kalender basierte auf astronomischen Beobachtungen und natürlich auch einer grossen Fertigkeit in entsprechenden Berechnungen. In Chichén Itzá kann man ein richtiges Observatorium bewundern, das etwa tausend Jahre

Zahl Zeichen der Maya im Codex Dresden

Zahl Zeichen der Maya im Codex Dresden

alt ist – u.a. diente es zur Beobachtung des Planeten Venus, der den mesoamerikanischen Völkern besonders heilig und damit wichtig war. Bei den Maya hatte er den Namen Kukulcan, was man mit „gefiederte Schlange“ übersetzen kann, bei den Azteken, die die Grundgedanken des Maya-Kalenders übernahmen, Quetzalcoatl. Bekannter noch ist allerdings das „Castillo“, die Pyramide des Kukulcan, wo im März und im September  bei Sonnenuntergang des Tages der Tagundnachtgleiche die Sonne so auf die Westseite der Pyramide scheint, dass auf der Nordseite (dem Augang zur Pyramide) durch den Schattenwurf eine Schlange – Kukulcan – aus dem Tempel zu kommen und die Treppen herabzugleiten scheint.

Das Zeitmass der Maya waren eigentlich gleich drei Kalender, die aber wie Zahnräder ineinander übergriffen: ein Ritualkalender von 260 Tagen, der Sonnenkalender von 365 Tagen und die „Lange Zählung“ mit der äusserst grosse Zeiträume berechnet und dargestellt werden konnten.

Ausgangspunkt der Zeitberechnung war der 13. August 3114 v.Chr (nach anderen Berechnungen der 11. August 3114). – Warum die Schöpfung (immerhin bereits die vierte in der Maya-Mythologie!) unserer jetzigen Welt gerade zu diesem Zeitpunkt angesetzt wurde, das entzieht sich weitgehnd der Kenntnis der Wissenschaftler, manche vermuten, dass die Maya-Astronomen eine besondere, für die Mythologie wichtige, Sternen-und Planetenkonstellation errechnet hatten. Enden soll unser Zeitalter am 21. Dezember (oder – so andere Berechnungen – am 23. Dezember) 2012. Dann beginnt das fünfte Zeitalter, manche glauben, dass dann eine Zeit der Harmonie und Gerechtigkeit beginnt, also so eine Art Age of Aquarious, andere befürchten den Weltuntergang.

Aber wie bewältigten diese frühen Völker solch genaue Berechnungen? Durch ein ganz simples System: Ein Punkt bedeutete eins, vier Punkte vier, ein Querbalken fünf Punkte und eine Muschel Null. Dass die Maya die Null kannten, ist eine ziemlich erstaunliche Tatsache, denn viele andere Völker hatten diese Recheneinheit nicht, auch nicht die Römer, erst durch die Araber wurde die Null zu einem Rechenfaktor im Abendland., in Europa begann man aber erst im 17. Jahrhundert mit der Null zu rechnen!

Sehen wir uns die Mayazahlen an:

…. bedeutet neun, zwei Balken mit vier Punkten vierzehn, drei Balken mit vier Punkten neunzehn. Die Zahl zwanzig wurde durch einen Punkt oberhalb einer Muschel, also der Null dargestellt, denn sie rechneten nicht wie wir mit dem Zehnersystem, sondern mit dem Zwanzigersystem. Und so wie wir eine 1 vor die Null stellen, um die Zahl zehn darzustellen, so setzen die Mayas den Punkt (oder eben Balken mit und ohne Punkte) über die Zahl, die mit eins zu multiplizieren war. Und wie wir eine 1 vor zwei andere Zahlen stellen, um eine Anzahl im Hunderterbereich darzustellen, so setzten die Maya Punkte oder Balken wieder über die beiden anderen Zahlen – nur musste man die jeweilige Zahl nicht mal 10 (oder 10 x 10 oder 10 x 10 x10 usw.) nehmen, sondern mal 20 (oder 20 x 20 oder 20 x 20 x 20 usw.). Sie konnten also beliebig grosse Summen ausdrücken und berechnen – dazu waren die Römer mit ihren römischen Zahlen kaum in der Lage. Und auch wir brauchen neun verschiedene Zeichen plus das Nullzeichen, die Maya kamen mit zwei aus – Punkt und Balken – plus der Muschel für Null!

Doch zurück zu den Kalenderrunden. Der Sonnenkalender (Haab) bestand

aus 18 Monaten zu je 20 Tagen plus 5 (oder 6, denn das Sonnenjahr umfasst ja 365,2421 Tage) „unnütze“ Tage, die auch als solche begangen wurden, da sie als „schlechte“ Tage galten. Jeder Tag hatte eine Nummer und einen Monatsnamen – so wie wir z.B. vom 21. Oktober sprechen hatte man 2 pax. Kombinierte man den Haab mit dem Ritualkalender (Tzolkin), wo  jeder Tag eine Nummer und einen speziellen Namen hatte, wobei die Nummerienung bis zur Zahl dreizehn ging, es aber 20 verschiedene Namen waren, so kehrte das gleiche Datum erst nach genau 52 Jahren wieder – das war dann etwa so was wie ein Jahrhundert für uns.

Wenn wir 21.Oktober 99 sagen, dann wissen wir nicht mit Sicherheit, ob damit das Jahr 1999, 1899 oder 1799 gemeint war.

Dieses Problem lösten die Maya damit, dass sie die Lange Zählung zuhilfe nahmen. So zählte man das Jahr (tun) zu 18 Monaten (uinal) mit je 20 Tagen (kin), kam so also auf 260 Tage, die man dann mit 20 multiplizierte,  um auf ein katun zu kommen, oder mit 20 x 20, um auf ein baktun zu kommen usw., wobei der Ausgang für diese Zählung eben im August des Jahres 3114 lag, und im Dezember 2012 wird eben diese Epoche zuende gehen, weil dann 13 baktun oder 5125 Jahre voll sind und die Zählung wieder von vorn beginnt. Der 13. August (oder 11. August) 3114 v.Chr. war der Tag/kin 0, Monat/uinal 0, Jahr/tun 0, „Jahrhundet“/katun 0, „Jahrtausend“/baktum 0, der 14 August dann eben Tag 1 usw.

Maya Glyphen in Palenque

Maya Glyphen in Palenque

So waren die Maya-Astronomen auch in der Lage, Sonnen- und Mondfinsternisse zu berechnen und die Bewegungen der Venus, die ja zwischen Sonne und Erde ihre Bahnen um die Sonne zieht und deshalb aus unserer Sicht immer in relativer Nähe zur Sonne ist (von daher ist sie zeitweise Morgenstern, zeitweise Abendstern, zeitweise unsichtbar)  und nicht über den ganzen Nachthimmel zieht wie die äusseren Planeten.

Es dauert 104 Jahre, also 2 x 52 Jahre, bis sie wieder anfängt die gleichen Bewegungen am Himmel zu vollziehen – all das haben die Maya-Astronomen akribisch beobachtet und festgehalten – oft genug  auch in ganz besonderer „Schönschrift“, wo statt der simplen Striche und Punkte Glyphen beutzt wurden, die dann für eine Zahl standen – wie z.B. im sogenannten Dresdner Kodex, eine der vier erhaltenen Maya-Handschriften. Der Kodex stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und enthält Berchnungen zu dem Planeten Venus, die wahrscheinlich von Priester-Astronomen verfasst wurden.

Die meisten Aufzeichnungen der Maya sind von den Eroberern verbrannt worden, so dass nur sehr mühsam das Wissen dieses Volkes entschlüsselt werden kann. Und natürlich war es eine äusserst schwierige Aufgabe, das Rätsel der Schrift zu lösen. Berühmt sind die Inschriften von Palenque, die sich aber in erster Linie mit der geschichte dieser prachtvollen Stadt und deren mythologischen Hintergrund beschäftigen.