Globalisierung – Urlaub in Mexiko

23 Aug

Kürzlich war in einem deutschen online-Magazin zu lesen, dass eine zweiwöchige Mallorcareise soviel CO2 –Ausstoss produziert wie ein Jahr Autofahren in Deutschland.

Dabei wurde aber nicht gesagt, ob mit dem Autofahren gemeint war, dass man nur vom Wohnort zum Arbeitsplatz fährt und auf dem Rückweg noch einen Abstecher ins Einkaufszentrum macht, ob man mit dem Auto auch am Wochenende unterwegs ist usw. Es wurde auch nicht gesagt, ob es sich bei dem Auto um eine schwere Limousine mit hohem Spritverbrauch handelt, mit der man lange Strecken mit Höchstgeschwindigkeit durch die Lande düst, oder um einen Kleinwagen. Und wir haben bislang nirgendwo gelesen, wieviel Energie es kostet, die verschiedenen Fahrzeugtypen herzustellen – und zu verschrotten…

Wir sind daran gewöhnt, Importe aus aller Welt einzukaufen – von den Tomaten und dem Treibhaussalat aus Holland über den Kaffee aus Brasilien und dem Wein aus Chile und dem Tequila aus Mexiko bis hin zu allen möglichen Waren aus Asien, von der Kleidnung über die Digitalkamera bis zum Computer und dem Fernsehgerät und dem Auto. Dabei überlegen die wenigsten, unter welchen Bedingungen (bezüglich Arbeitsbedingungen und Umweltbelastung) diese Waren hergestellt wurden, wieviel Energie dabei und beim Transport verbraucht wurde.

Obststand in Mexico

Obststand in Mexico

Wenn man Wert legt auf gesunde Ernährung, dann mag man auf Zitrusfrüchte und Bananen und anderes Obst aus den südlicheren Teilen der Welt nicht verzichten. Mehr Fisch als Fleisch predigt der eine oder andere Arzt – aber das bringt oft mit sich, dass man die Ware gefroren kaufen muss. Aber auch das Gefrieren und kühl Halten kostet Energie.

Vielleicht gehen Sie ja auch gerne Mal zum Konzert einer international bekannten Musikgruppe oder eines berühmten Orchesters oder kaufen sich die dabei aufgenommene CD oder DVD – die Musikgruppe jettet durch die Lande, die dabei entstandenen Aufnahmen werden weltweit verkauft.

Und natürlich jetten auch Geschäftsleute, Manager und Politiker ständig in der Welt herum, um diesen ganzen vernetzten Handel überhaupt zu organisieren. Sehr selten wird der Nutzen all dieser vielen Reisen hinterfragt – nur dem kleinen Touristen versucht man ein schlechtes Gewissen zu erzeugen, weil er seinen wohlverdienten Urlaub im warmen und sonnigen Süden verbringen will….

Und nicht wenige Leute in Deutschland sind stolz auf den Titel „Exportweltmeister“ (wobei es möglich ist, dass nun China Deutschland wegen der gegenwärtigen Krise und dem teuren Euro überrundet) – nur verursachen all diese vielen Exporte, die ja ganz wichtig sind zur Erhaltung oder – hoffentlich!-  Schaffung weiterer Arbeitsplätze, eine grosse Umweltbelastung.

In dem besagten Artikel war dann auch von Mexiko-Reisen nach Cancun die Rede, die natürlich das Vielfache des CO2 –Ausstosses einer Mallorca-Reise verursachen. Nun ist es aber so, dass der Tourismus für Mexiko die zweitwichtigste „Industrie“ ist (nach der Erdölindustrie) und enorm viele Arbeistplätze schafft – vom Gärtner in den herrlichen tropischen Hotelanlagen über das Reinigungspersonal und das Küchenpersonal bis hin zu Stellen in der Hotelleitung usw. Nicht zu vergessen die Landwirte, deren Produkte die Touristen verzehren, und all die grösseren und kleineren Läden und Lädchen, wo die Feriengäste einkaufen, und die Hersteller all der kunsthamdwerklichen Dinge, die hier angeboten werden.

Infolge der Schweinegrippe-Panik blieb ja ein grosser Teil der Touristen aus – mit dem Ergebnis, dass unendlich viele Arbeitsplätze verloren gingen und Existenzen vernichtet wurden. Nun hoffen wir alle auf die Hochsaison, die im Oktober/November beginnt und zu der hoffentlich wieder viele Gäste aus aller Welt kommen.

Man kann ja auch im Urlaub umweltbewusst leben, indem man die Klimaanlage nur dann einschaltet, wenn es unbedingt sein muss, und indem man auch mit dem Leitungswasser sorgsam umgeht und sich für Aktivitäten entscheidet, die nicht viel Sprit kosten – es ist weitaus gesünder und erholsamer, mit dem Kajak am Strand entlang zu paddeln als mit dem lärmenden Jetski die Umwelt und seine eigenen Gelenke zu belasten!

Und es kann ja auch nichts schaden, mal über den Tellerrand zu gucken und zu sehen, wie Menschen in anderen Ländern leben.

Viele Menschen hier müssen versuchen, mit umgerechnet zehn bis zwanzig Euro pro Tag auszukommen: Das mexikanische Mindestgehalt pro Tag liegt z.Zt. bei etwas über 70 Pesos, das sind etwa drei Euro, so viel verdient ein Zimmermädchen! Deshalb ist es angewiesen auf Ihr Trinkgeld, also etwa ein Dollar pro Tag und Person. Ähnliches gilt für Kellner, denen man mindestens zehn, besser aber fünfzehn Prozent des Rechnungspreises geben sollte.

Viele Arbeiter mit einer halbwegs guten Qualifikation (es gibt hier aber so gut wie keine Berufsschulen) und Angestellte erhalten drei oder auch vier oder auch fünf Mindestsätze. Nur hochqualifizierte Arbeitskräfte kommen auf ein Gehalt, wo man nicht jeden Peso dreimal umdrehen muss.

So kommt ein Arzt in einem staatlichen Krankenhaus auf etwa  1500 Euro, ein Lehrer auf etwa die Hälfte davon – was dazu führt, dass einige Lehrer in zwei Schichten arbeiten (da es zu wenige Lehrer und zu wenige Schulen gibt, wird an etlichen Schulen in einer Morgen-, einer Mittags- und z.T. in einer Abendschicht unterrichtet; es bestehen neun Jahre Schulpflicht). Und natürlich gibt es auch eine dünne Oberschicht, der es sehr gut geht – das sind dann  Ärzte mit betuchten Privatpatienten, Geschäftsleute mit florierendem Betrieb und hochdotierte Manager.

Nur die wenigsten Leute können es sich leisten, importierte Lebensmittel einzukaufen, sie sind an solchen Dingen aber auch nicht sonderlich interessiert – man schätzt hier die traditionelle mexikanische Küche. Fast überall gibt es feste Markthallen, die Märkte sind täglich (auch sonntags) geöffnet, dorthin geht man täglich, um die von den Bauern der Umgebung angelieferten Produkte einzukaufen. Diese sind hier auf dem Markt oft wesentlich preiswerter als im Supermarkt. Und es gibt auch Fleisch und Geflügel und Fisch und Eier und Käse und andere Milchprodukte – also quasi eine Art mittelalterlicher Supermarkt.

Getränke werden meist selbst hergestellt: agua de Limon (Limonade), agua de jamaica (Malventee) und agua de tamarindo (Tamarindenwasser) sind die üblichen Erfrischungsgetränke.

Im Tante-Emma-Laden um die Ecke gibt es Seife für die Wäsche (nur wenige Haushalte verfügen über eine Waschmaschine), die jeden Abend mit der Hand gewaschen wird. Dort gibt es auch Öl, Mayonnaise, Süssigkeiten usw.

Beim Bäcker oder im Tante-Emma-Laden oder im Supermarkt versorgt man sich mit dem allseits geschäzten „pan dulce“ (Teilchen).

Die Tortillas werden täglich in der Tortillería gekauft, wobei der Preis staatlich gebunden ist (das gilt auch für Teilchen, Brötchen und andere Grundnahrungsmittel wie Reis und Bohnen und Fleisch).

Einen Kühlschrank hat hier in den Tropen so ziemlich jede Familie, aber es gibt so gut wie keine Gefrierschränke. Gekocht wird mit Gas, das in der Flasche vom Lastwagen herunter gekauft wird oder – falls man über einen Gastank verfügt – per Tankwagen geliefert wird.

In vielen Häusern gibt es Ventilatoren, aber nur wirklich wohlhabende Leute haben Klimaanlagen, da diese sehr viel Energie verbrauchen. Und je mehr Strom ein Haushalt verbraucht, desto teurer wird die Kilowattstunde. Aber Fernsehrgeräte sind allgegenwärtig! Ebenso tragbare CD-Spieler, die oft weithin die Musik erschallen lassen.

Und natürlich legen sich die, die etwas besser verdienen, auch ein (gebrauchtes) Auto zu, Favoriten sind die Tsurus von Nissan, die werden auch von den meisten Taxifahrern gefahren, aber auch die Corsars, Golfs und Jettas sieht man fast so häufig wie die Chevis.

Mountainbikes kann man hier in Puerto Vallarat mieten, um damit in die Berge zu radeln, aber die wenigsten Einheimischen haben ein Fahrrad – wenn man eine weitere Strecke zurücklegen muss, dann nimmt man eben den Bus. Die Fahrt in der Stadt kostet 5,50 Pesos (also etwa 25 Cents), ganz egal wie weit man fährt. Und es gibt eine Vielzahl Busunternehmen, die Überlandfahrten in mehr oder weniger luxuriösen Bussen anbieten und die für deutsche Begriffe recht preiswert sind.

Aber natürlich gibt es auch grosse Supermärkte wie Walmart und Sam’s Club, wo man Importe aus aller Welt bekommt, wenn man über einen entsprechenden Geldbeutel verfügt – da gibt es dann auch Weine wie Chateau Neuf du Pape und aus den USA importiertes Steakfleisch, von dem das Kilo weit mehr kostet als mancher Handwerker am Tag verdient. Dieses Fleisch ist dann nicht an staatlich festgelegte Preise gebunden wie das in Mexiko produziert Fleisch, das durchaus von guter Qualität ist.

Und natürlich bekommen Sie auch Campari aus Italien und Biere aus Deutschland, darunter Bitburger Pils, das nicht teurer ist als mexikanisches Bier….

Wie wäre es mit einem ökologischen Urlaub in Mexiko? Sie können sich ja eine Ferienwohnung mieten – die werden privat und von den verschiedenen Real Estate Agencies im Internet angeboten – und dann täglich einen Bummel zum Markt machen und sich gesund ernähren mit all der Vielfalt an tropischen Früchten, den köstlichen Tomaten und Avocados und dem reichhaltigen Angebot an Fischen und Meeresfrüchten! Überschüssige Kalorien und Energien können Sie ja dann beim Schwimmen im Meer, durch Spaziergänge am Strand oder auch beim Radeln in die Berge abbauen!

Und sie werden dabei sehr viel neue Eindrücke gewinnen, die Sie bestimmt als Bereicherung erfinden werden!