Drogenkrieg in Mexiko

18 Jul

Variationen dieses Titels sind z.Zt. in allen möglichen Zeitungen zu lesen – und manchmal hat man den Eindruck, ganz Mexiko sei ein einziges Schlachtfeld. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass man in Europa – und auch im Nachbarland USA – meist keine sehr klare Vorstellung von den Dimensionen Mexikos hat, deshalb hierzu einige Daten:

Mexiko ist mit seinen knapp zwei Millionen Quadratkilometern fast sechs Mal so gross wie die Bundesrepublik. Bei einer Reise von der Grenzstadt Tijuana im Nordwesten an der Grenze zu den USA nach Cancun im Südosten Mexikos auf der Halbinsel Yucatan muss man etwa 3000 Kilometer bewältigen, wobei man nach etwa 2000 Kilometern Mexiko-Stadt erreicht. Von Puerto Vallarta nach Tijuana sind es etwa 1500, nach Mexiko-Stadt knapp 1000 Kilometer.

260 Millionen US Dollar, gefunden in Mexico Stadt im Jahr 2007

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Das Land ist an seiner engsten Stelle am Isthmus von Tehuantepec 200 Kilometer breit, im Norden 2000, wobei die Grenze zu den USA aber über 3000 Kilometer lang ist. Allein die Küstenlinie am Pazifik ist etwa 8000 Kilometer lang, die am Atlantik etwa 4000.weiterlesen

Wenn Sie diese Entfernungen auf Europa übertragen, dann haben Sie in etwa eine Vorstellung von den Ausdehnungen dieses Landes. Wenn Sie in Berlin von Schiessereien in Sizilien im Kampf gegen die Mafia lesen, dann ist das für Sie weit weg, nämlich über 1500 Kilometer – also so weit wie Tijuana, wo ein Teil des Drogenkriegs auagetragen wird, für Puerto Vallarta. Auch der Bundesstaat Michoacan, der jetzt in die Schlagzeilen geraten ist, ist weit von hier entfernt.

Der Drogenkrieg war zuerst ein Krieg zwischen den verschiedenen Drogenkartellen, deren Mitglieder brachten sich im Kampf um Handelsrouten und Einflussgebiete gegenseitig um, im Laufe der Jahre gab es Tausende von Opfern. Der mexikanische Präsident Calderon, der 2006 sein Amt antrat, hatte schon im Wahlkampf angekündigt, dass er die Drogenkartelle mit allen Mitteln bekämpfen werde, nun hat ihm US-Präsident Obama volle – auch finanzielle – Unterstützung zugesagt und als erster US-Präsident offen verlautbart, dass ohne die Konsumenten in den USA Mexiko auch keine Probleme mit einer so mächtigen Drogenmafia hätte.

Dass die mexikanischen Kartelle so stark wurden, ist das Ergebnis der erfolgreichen Niederschlagung der kolumbianischen Drogenkartelle – die mexikanische Drogenmafia hat quasi deren Erbe angetreten und beherrscht nun 90% des Handels mit Kokain, das nach wie vor aus Kolumbien kommt und seine Abnehmer vor allem in den USA aber auch Europa findet – die mit ihrem Erwerb der Drogen natürlich den Kartellen die Milliarden-Einkommen zuschaufeln, die ihnen so viel Macht verleihen. Diese Macht wird rücksichtslos eingesetzt mit Hilfe modernster Waffen, die zu 90% legal durch Strohmänner in den USA gekauft werden, um dann nach Mexiko geschmuggelt zu werden, um dort wiederum die Kräfte zu vernichten, die sich dieser brutalen Gewalt in den Weg stellen – von Jounalisten über Richter und Staatsanwälte bis hin zu Polizei und Militär, das nun auch gegen die Drogenkartelle im Einsatz ist.

Wobei Präsident Calderon und seine Mitstreiter aber gleichzeit das Heer und vor allem die Polizeikräfte „säubern“ müssen von Leuten, die von den superreichen Drogenkartellen entweder „gekauft“ oder unter Druck gesetzt wurden und werden.

Und es konnte natürlich nicht ausbleiben, dass auch in Mexiko selbst vor allen bei jungen Leuten der Drogenkonsum stark angestiegen ist, da die Kartelle auch hier eifrig um „treue Kunden“ buhlen und sogar versuchen, Schulkinder von Drogen abhängig zu machen. Das hat dazu geführt, dass die Kriminalität angestiegen ist, vor allem in den Millionenstädten, in erster Linie Mexiko-Stadt, schliesslich braucht man Geld, um die Drogen (deren Handel natürlich streng verboten ist) zu erwerben. Heroin wird in Mexiko in verstärktem Masse hergestellt und wie Kokain auf den Absatzmärkten vor allem der USA verkauft-

Ein weiteres Problem ist der illegale Anbau mit dem in Mexiko ebenfalls verbotenen Marihuana. Auch hier ist das Militär oft im Einsatz, um Marihuana-Pflanzungen zu vernichten. Die muss man aber erst finden – in Mexiko verteilen sich ca. 109 Millionen Menschen auf ein riesiges, z.T. sehr gebirgiges und zerklüftetes Land (wobei alleine in Mexiko-Stadt über 20 Millionen Menschen leben, daneben gibt es noch etliche weitere Millionenstädte), viele Landstriche sind so gut wie nicht erschlossen, weite Teile sind von Wäldern bedeckt – das macht ja auch die Kontrolle  der Drogentransporte so schwierig, zumal oft auch Kleinflugzeuge eingesetzt werden bzw. Boote auf dem Meer, aber auch die langen Küsten sind z.T nur schwer zugänglich bzw. nur vom Wasser aus.

Es gibt auch hier in Mexiko immer mehr Stimmen, die fordern, vor allem den Handel mit Marihuana zu legalisieren und somit der Drogenmafia zumindest einen Teil ihres Einflusses zu entziehen. Viele fordern das auch für Kokain. Schliesslich sterben jährlich mehr Menschen in der Welt wegen der legalen Droge Alkohol und dem Suchtmittel Nikotin als an den illegalen Drogen. Zudem wird Marihuana ja immer häufiger zu medizinischen Zwecken eingesetzt. Und man könnte den Konsum harter Drogen besser kontrollieren und würde nicht so viele vor allem junge Menschen in die Beschaffungskriminalität treiben.

Was meinen Sie dazu?

2 thoughts on “Drogenkrieg in Mexiko

  1. Ich denke,das man zumindest Marihuana legalisieren sollte,um der Drogenmafia ihre Macht zu verringern.

  2. Das glaube ich auch. In Deutschland ist man ja schon einen Schritt weiter. Zumindest darf man ja schon Kleinmengen haben. Besser wäre noch wenn jeder sich seine für den Eigenbedarf nötigen Mengen selber anpflanzen dürfte.
    Allerdings ist das Kokain Problem damit noch nicht gelöst. Und der Handel damit ist ja auch viel lukrativer. Womit man aber auch gleich beim nächsten Thema wäre: Der Verkauf von Waffen in den USA an Privatpersonen !

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